In Göttingen findet ein neunjähriger Junge eine Nachricht aus der DDR. Die Botschaft ist gut 23 Jahre alt. Sie war nach dem jüngsten Hochwasser in einer Flasche ans Ufer der Leine angespült.
Eine deutsch-deutsche Geschichte - mit möglichem Happy-End: Auf der Suche nach einem Brieffreund warf ein elfjähriger Junge am 3. Januar 1987 in der DDR eine Flaschenpost ins Wasser - nach mehr als 23 Jahren ist der Brief aus Thüringen jetzt im Westen angekommen. Sein neunjähriger Sohn Youri habe die Flasche mit einer kleinen Papierrolle darin zufällig in einem Haufen von Treibgut entdeckt, berichtete Herbert Maibohm in Göttingen.
Der Fluss Leine hatte die Flasche gut 30 Kilometer weiter nach Niedersachsen getragen. Sie hatte sich vermutlich irgendwo auf dem Weg nach Göttingen im Ufergestrüpp verfangen und war erst beim jüngsten Hochwasser freigespült worden.
Suche nach Absender erfolgreich
Nach der langen Zeit im Wasser waren die mit einem Füllfederhalter verfassten Zeilen etwas verschwommen und verblasst. Youris Familie konnte dennoch entziffern, dass die Flaschenpost von einem Jungen Namens Marko aus dem Örtchen Lutter bei Heiligenstadt abgeschickt worden war. "Suche Brieffreund", lautete die knappe Botschaft.
Aus der von Marko vor 23 Jahren angestrebten Brieffreundschaft könnte jetzt noch etwas werden - oder sogar mehr. Youris Familie war es auf eigene Faust zunächst zwar nicht gelungen, den Absender zu finden. Nachdem das "Göttinger Tageblatt" jedoch von dem Flaschenpost-Fund berichtet hatte, stand das Telefon bei Maibohm nicht mehr still. Medienvertreter haben den inzwischen 34-jährigen Marko unterdessen auch ausfindig gemacht. Über einen Kontakt zu Youri, so ließ der Ingenieur erklären, würde er sich sehr freuen.
Die Flaschenpost aus der Leine. "Suche Brieffreund" steht in verschwommenen Buchstaben auf dem Papier.